Ankündigung:
Inspiration für eine mitfühlendere Welt
Ein Abend für alle die spüren, dass Mitgefühl ein mächtiges Heilmittel für uns und diese Welt sein kann.
Wir teilen unsere Motivation und Inspiration, uns und unserem Umfeld mitfühlend zu begegnen und diese Welt so zu einem mitfühlenderen Ort werden zu lassen.
Zeit: 25. Oktober 2019, 19-21 Uhr. Der Ort wird noch bekannt gegeben (in Zürich oder Winterthur).
Anmeldung bitte bis 20.09.2019 an: [email protected]
Mitgefühl als Grundlage für die Heilung der Welt
Vergangene, von Krieg und materieller Not geprägte Zeiten, liessen wenig Platz für die Auseinandersetzung mit einem grösseren Rahmen als demjenigen der eigenen Familie, der eigenen Werte bzw. dem Rahmen aus allem, womit wir uns stark identifiziert hatten oder identifizieren mussten, um mit der bedrohlichen Welt umzugehen. Ein immer grösserer Anteil der Bevölkerung westlicher Industrienationen und aufstrebender Staaten hat in der heutigen Zeit die Möglichkeit, mehr als die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse oder derjenigen der eigenen
Gruppe im Fokus zu haben.
Der gesteigerte Wohlstand und die Abnahme von Gewalt und existentieller Not in diesen Ländern führen dazu, dass Raum entsteht für einen weiteren Horizont. Die gesellschaftlichen Entwicklungen der 60-er bis 80-er Jahre des letzten Jahrhunderts gingen in diesen Ländern weg von patriarchalen und autoritären und hin zu eher egalitären und demokratischeren sozialen Strukturen.
Andererseits sind Härte, Ausgrenzung und Egoismus in vielen Bereichen immer noch erschreckend weit verbreitet. Die Auswirkungen davon zeigen sich u.a. im Umgang mit Flüchtlingen, dem bedrohlichen Rückgang der Biodiversität oder in der sich abzeichnenden Klimakatastrophe. Eine aktive, bewusste Entwicklung des eigenen
Mitgefühls bei uns allen würde dazu führen, dass Härte, Ausgrenzung und Egoismus keine Chance mehr hätten und dass sich die Lebensqualität vieler Wesen verbessern würde. Was meinen wir mit Mitgefühl? Einerseits meinen
wir damit die Fähigkeit, sich emotional in die Lage der anderen versetzen zu können, verbunden mit dem Wunsch, dass diese nicht leiden bzw. dass sie ihr Glück und ihren Frieden finden mögen. Wir meinen damit jedoch nicht, dass wir dadurch völlig selbstlos werden und uns selbst vernachlässigen. Im Gegenteil: Wenn wir uns selbst nicht wie einen guten Freund/eine gute Freundin sehen können, besteht die Gefahr, dass wir diesen Mangel an Selbstachtung, Selbstliebe oder Selbst-Mitgefühl zu kompensieren versuchen, indem wir die ganze Aufmerksamkeit auf die anderen richten und den anderen ihre (vermeintlichen) Bedürfnisse erfüllen, um Anerkennung, Liebe oder Zuneigung zu erhalten. D.h. ohne ein genügendes Mass an Selbstmitgefühl gründet die Motivation, etwas für andere zu tun, sehr häufig im Bedürfnis, einen eigenen Mangel zu beheben. Dieser Mechanismus wird als Agency bezeichnet und kann z.B. Beziehungen beeinträchtigen oder zu starker Erschöpfung bis hin zu Burnout oder Depression führen (Kaul und Fischer, 2016, S. 134). Mitgefühl mit sich selbst ist somit eine Voraussetzung für echtes Mitgefühl mit anderen. Wie würde eine Welt aussehen, in der Mitgefühl bei allen Menschen stark ausgeprägt wäre?
Selbst-Mitgefühl, Mitgefühl mit Menschen anderer Schichten, anderer Herkunft, anderer Generationen, mit anderen Wesen, mit dem Planeten als Ganzes?
Im Folgenden skizzieren wir kurz eine Vision dieser Welt. Sie mag utopisch klingen; zugleich sind alle Voraussetzungen gegeben, diese Vision zu verwirklichen. Und es gab auf dieser Welt bereits manche Utopie, die irgendwann Realität wurde. Viele werden uns als Träumer und Träumerinnen bezeichnen. aber wir sind überzeugt, dass es sehr viele Menschen gibt, die angesichts der Härte, des Egoismus und des Mangels an Bewusstheit und Verantwortungsgefühl in der Welt auch aktiv dazu beitragen wollen, dass diese Erde ein besserer Ort wird. Dies zeigt sich z.B. in der aktuellen Klimastreik-Bewegung, im Zuge derer sich weltweit Millionen von Schülerinnen und Schüler für eine wirksame Politik gegen den Klimawandel einsetzen und bereits grosse Erfolge erzielten.
In einer Welt, die sich dahin entwickelt, dass sie auf Mitgefühl aufbaut, wäre das Wohlergehen aller fühlenden Wesen von höchster Wichtigkeit. Die Menschen würden sich brennend dafür interessieren, was sie dazu beitragen können, dass andere weniger leiden müssen. Ungerechte, ausbeuterische Strukturen würden nach und nach zusammenbrechen. Ohne die Ausbeutung von anderen und sich selbst wäre ein gesunder Lebensstil Standard. D.h. jede und jeder würde einerseits auf die eigene Gesundheit achten. Andererseits würden beispielsweise die Verantwortlichen in Organisationen und Betrieben etc. dafür sorgen, dass die Gesundheit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschützt und gefördert wird. Ein Betriebsklima mit unmenschlichem Leistungsdruck, fehlender Wertschätzung oder dem Anspruch übermässiger Verfügbarkeit in der Freizeit, wäre nicht mehr möglich. Dies würde dazu führen, dass Krankheiten aufgrund arbeitsbezogenen Stresses vermieden und die Lebensqualität enorm gesteigert würde.
Menschen in Not würden mehr und passendere Hilfe erhalten. Diese Hilfe würde nicht häufiger ungerechtfertigterweise in Anspruch genommen als heute, denn wir hätten das Wohl aller im Blick und würden somit einem Missbrauch der Unterstützung klare Grenzen setzen. Der achtsame Umgang mit der Natur bzw. der
Umweltschutz hätten einen viel höheren Stellenwert als heute, da das Mitgefühl z.B. bedrohte Tierarten und unter dem Klimawandel leidende Menschen und Tiere miteinschliesst. Kreisläufe von Gewalt und Gegengewalt würden
durchbrochen und die Menschen würden immer mehr in Frieden leben mit sich selbst, ihren Bezugspersonen und allen anderen Lebewesen. In einer Welt voller mitfühlender Menschen würde sich jede Person fragen, was und
wie sie zum Wohlergehen der Welt beitragen kann und was sie braucht, um einen möglichst sinnvollen Beitrag leisten zu können.
Die Mittel und Wege zur Verwirklichung unserer Vision sind vorhanden und grundsätzlich umsetzbar. Beispielsweise lässt sich Selbst-Mitgefühl in etablierten Training- Programmen entwickeln (Mindful Self-Compassion MSC). Dieses und zwei weitere Beispiele für Mittel und Wege zur Entwicklung von Mitgefühl mit sich selbst und anderen beschreiben wir im letzten Teil dieses Textes. Ebenso was getan werden kann und wie die bestehenden Herausforderungen gemeistert werden können, damit die Entwicklung von Mitgefühl weltweit ein Ziel von höchster Priorität wird.
Voraussetzungen zur Umsetzung dieser Vision und damit verbundene Herausforderungen
Was braucht ein einzelner Mensch und was braucht eine Gesellschaft, um mehr Mitgefühl entwickeln zu können?
Im Allgemeinen müssen bei einer einzelnen Person die wichtigsten Grundbedürfnisse erfüllt sein. D.h. die Entwicklung von Mitgefühl ist schwieriger, wenn jemand ums Überleben kämpfen muss oder auf der Strasse lebt. Zudem ist ein genügend entspannter Zustand notwendig, damit jemand die geistigen Ressourcen zur
Verfügung hat, die es zur Entwicklung von Mitgefühl braucht. Viele Menschen leben aufgrund traumatischer Erfahrungen in ständiger Anspannung, Angst, Wut, Erstarrung oder Niedergeschlagenheit, was es schwieriger macht, sich in andere einfühlen zu können. Insbesondere wiederholte Verletzungen im frühen Kindesalter oder eine sehr inkonstante Zuwendung der Eltern in den ersten Lebensjahren schränken die Entwicklung der Fähigkeit, Mitgefühl zu empfinden, stark ein. Ebenso kann ein mangelhaftes Einschwingen auf die Bedürfnisse eines Babys oder Kleinkindes dazu führen, dass ein Mensch das Leben lang Schwierigkeiten hat, sich in andere einzufühlen.
Was bedeuten diese Hindernisse hinsichtlich der Umsetzung unserer Vision? Insbesondere braucht es Verständnis für Menschen, deren Voraussetzungen zur Entwicklung von Mitgefühl eingeschränkt sind. Ihren Bedürfnissen
sollten im Sozial- und im Gesundheitswesen noch viel mehr Rechnung getragen werden.
Die Gründung einer globalen Bewegung
Unsere Vision lässt sich verwirklichen, wenn sich alle zusammenschliessen, die genug haben von einer Gesellschaft, in der die individuelle Freiheit und der eigene Spass und Erfolg ohne ein Bewusstsein für die langfristigen Folgen des eigenen Verhaltens die höchsten Werte zu sein scheinen.
Die Grundlage für diesen Zusammenschluss bildet unser "Humanity's Compassion Verein".
Dieser ist so aufgebaut, dass er zu einer weltweiten Bewegung werden kann. Er verfolgt u.a. das Ziel, Mitgefühl als Säule des Zusammenlebens in möglichst vielen Gesellschaften zu fördern und zu verankern. Dieses Ziel wird
u.a. mit folgenden Massnahmen angestrebt:
- Organisation von Seminaren, Referaten, Workshops etc., die mitgefühlsfördernde Inhalte vermitteln wie z.B. Mindful Self Compassion MSC (achtsames Selbstmitgefühl), Gewaltfreie Kommunikation GFK, Theorie über psychologische Voraussetzungen für Mitgefühl, Mitgefühlsmeditationen, etc. (vergünstigte Teilnahme für Mitglieder).
- Intensiver Austausch über die Verfolgung des Vereinszwecks z.B. an «Stammtischen» oder in Regionalgruppen.
- Nach der Gründung in Zürich wird daraufhin gearbeitet, dass weltweit möglichst viele selbstorganisierte regionale Ableger gegründet werden.
- Aufbau einer Wissensdatenbank und einer Netzwerkplattform.
- Intensive Zusammenarbeit und Wissensaustausch mit Partnerorganisationen, die analoge Ziele verfolgen und über entsprechende Kompetenzen verfügen (universitäre Bereiche, Vertreterinnen und Vertreter spiritueller Traditionen, Think Tanks etc.).
Es ist uns bewusst, dass mit dem Buddhismus bereits eine philosophisch-religiöse Tradition existiert, die ähnliche Ziele verfolgt und in welcher Mitgefühl von zentraler Bedeutung ist. Wir hätten anstatt von Mitgefühl auch von Nächstenliebe oder Barmherzigkeit schreiben können. Diese Begriffe scheinen uns jedoch noch stärker mit religiöser Bedeutung besetzt als Mitgefühl.
Zugehörigkeit zu Religionen oder religiösen Gruppen ist oft mit einer starken Identifikation verbunden und kann dazu führen, dass das Augenmerk auf das Trennende gelegt wird anstatt auf das Verbindende, wobei das Mitgefühl auf der Strecke bleiben würde. Deshalb ist es uns sehr wichtig zu betonen, dass wir religiös unabhängig sind. Zugleich sind wir offen für Menschen jeglicher Gesinnung, die unsere Ziele Teilen.
Eine kleine Auswahl an Beispielen für Methoden zur Entwicklung von Mitgefühl
Eine wichtige Grundlage für die Entwicklung von Mitgefühl ist die Beschäftigung mit dem Ziel bzw. mit der Vision davon, was wir mit der Verwirklichung des Ziels bzw. der Vision im eigenen Umfeld und der Welt erreichen können.
Besonders hilfreich ist dabei der Austausch mit Gleichgesinnten. In dem wir uns gegenseitig motivieren, können wir die klare Absicht und den unerschütterlichen Willen zur Entwicklung und Verbreitung von Mitgefühl bilden und aufrechterhalten.
1. Eine Methode, um Mitgefühl mit sich selbst zu entwickeln, die von verschiedenen psychotherapeutischen
Traditionen angewendet wird, ist die Arbeit mit dem inneren Kind oder das Nähren des inneren Kindes (Kaul und Fischer, 2016, S. 152 ff.). Hierbei geht es darum, sich als erstes zu überlegen, in welcher Phase oder zu welchem Zeitpunkt der Kindheit die eigenen Bedürfnisse am wenigsten gut erfüllt wurden und was man damals gebraucht hätte: Z.B. Liebe, Zuwendung, Aufmerksamkeit, Schutz, Nähe etc. als nächstes überlegen wir uns, welche
Botschaften wir selbst als Kind damals gebraucht hätten. Z. B. "ich liebe dich", "ich bin für dich da", "ich schenke dir meine volle Aufmerksamkeit", "ich beschütze dich" etc. Diese Botschaften können wir dem inneren Kind auf zwei verschiedene Arten zukommen lassen. Entweder stellen wir uns vor, wir haben uns selbst als Kind an unserer Seite oder auf dem Schoss- bspw. mit einem Kissen als Symbol und geben ihm die Botschaften als Erwachsene/Erwachsener. Wir können uns dann in die Rolle des Kindes versetzen und uns spüren lassen, wie es sich anfühlt, die Botschaften zu empfangen. Oder wir können uns vorstellen, ein oder zwei wohlwollende Wesen an unserer Seite zu haben, die einem die Botschaften geben (bspw. eine gute Fee oder ein gütiger Zauberer.)
2. Eine weitere Möglichkeit, Mitgefühl mit sich selbst zu entwickeln, nennt sich «Mindful Self- Compassion (MSC)». Dabei handelt es sich um ein umfassendes, 8-wöchiges Trainingsprogramm, das von einem der zahlreichen Anbieter/-innen (www.mindfulselfcompassion.ch) wie folgt beschrieben wird: «Im Kurs wird mit Meditationen gearbeitet, kurzen Inputs, einfachen Übungen, Austausch in der Gruppe und Übungen für den Alltag. In einem MSC-Training werden Grundprinzipien und Werkzeuge vermittelt, die es den Teilnehmenden ermöglichen, schwierigen Momenten in ihrem Leben mit Freundlichkeit, Fürsorglichkeit und Verständnis zu begegnen.»
3. Mitgefühl für sich selbst und andere lässt sich auch mit Hilfe der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) entwickeln. Diese Art der Kommunikation wird auf www.gewaltfrei-schweiz.ch wie folgt beschrieben: «Unsere Sprache trägt
entscheidend dazu bei, ob wir ein friedvolles oder ein gewaltvolles Umfeld schaffen. Marshall Rosenberg entwickelte die GFK als Mittel für einen versöhnlichen und verbindenden Umgang miteinander und zur konstruktiven Lösung von Konflikten. Das Ziel in der GFK ist es, mit sich und dem Gegenüber in Verbindung zu kommen und einen Umgang zu finden, bei dem wir zu unserem gegenseitigen Wohlergehen beitragen. Die Gewaltfreie Kommunikation ist einfühlend statt bewertend, verbindend statt trennend; sie zeigt uns, wie wir hinter verurteilenden Worten unserer Mitmenschen ihre unerfüllten Bedürfnisse erkennen können. Durch die GFK erkennen wir, dass hinter all unserem
Denken, Fühlen und Handeln Bedürfnisse stehen. Die Fähigkeit, sich selber und anderen mit Empathie (Einfühlung) zu begegnen, ist ein zentrales Element in der GFK. Empathisch präsent zu sein, heisst verbunden zu sein mit dem,
was jemand fühlt und braucht. Empathie ermöglicht Verständnis und schafft Verbindung.» Die GFK wird in vielen Ländern rund um die Welt in Kursen, Trainings und Büchern vermittelt.
Nutzen wir die Chance
Durch den von uns beschriebenen Weg hätte die Menschheit die Chance, sich von einer schädlichen Spezies für das Ökosystem Erde zu einer nützlichen zu entwickeln. Es wäre schön, wir würden rechtzeitig aufwachen und unsere
Chance dafür nicht verpassen. Unser Verein befindet sich im Aufbau. Für weitere Informationen, deinen Beitrag oder deine Spende, schreibe uns an:
GCN[@]mail.ch
Quellen
Kaul, Eva & Fischer, Markus (2016): Einführung in die Integrative Körperpsychotherapie IBP (Integrative Body Psychotherapy), Bern: Hogrefe
www.mindfulselfcompassion.ch (Zugriff Juni 2019)
www.gewaltfrei-schweiz.ch (Zugriff Juni 2019)